Nils Morten Kriege startet WWTF Vienna Research Groups Project

18.08.2020

Am 1.5.2020 startete Dr. Nils Morten Kriege eine Tenure Track Professur mit dem interdisziplinären Data Science Projekt "Algorithmic Data Science for Computational Drug Discovery".

Nils Kriege promovierte (2015) in Informatik an der TU Dortmund unter der Betreuung von Petra Mutzel (Lehrstuhl für Algorithm Engineering) und setzte seine Forschung als Postdoc bei Prof. Mutzel fort.
2015/16 forschte er vier Monate als Gastwissenschaftler in der Computer Vision and Pattern Recognition Group bei Prof. Edwin Hancock und Prof. Richard Wilson an der University of York, Großbritannien.
Nachdem er im Wintersemester 2019/2020 eine nicht-permanente Professur für Algorithm Engineering (W3-Ersatz) an der TU Dortmund innehatte, gewann Kriege den Zuschlag für das WWTF geförderte Projekt "Vienna Research Groups" und wurde im Frühjahr 2020 Mitglied unserer Fakultät.

Die Tenure Track-Professur im Bereich Machine Learning ist innerhalb der Forschungsgruppe » Data Mining (Leitung: Univ.-Prof. Claudia Plant) angesiedelt.

Was bedeutet Informatik für Sie bzw. wie würden Sie Informatik beschreiben?

Als ich angefangen habe Informatik zu studieren, war ich zunächst besonders an Elektrotechnik und Hardware-nahen Vorlesungen interessiert. Später habe ich große Freude an der Algorithmentheorie entwickelt und hatte dann die Möglichkeit am Lehrstuhl für Algorithm Engineering zu promovieren. Im Algorithm Engineering geht es unter anderem darum, Algorithmen unter genauerer Berücksichtigung der spezifischen Eigenschaften der Hardware zu analysieren und zu implementieren. Somit passte das hervorragend zu meinen früheren Interessen und Vorkenntnissen. Während der Promotion habe ich mich dann zunehmend mit algorithmischen Problemen im Data Mining und Maschinellem Lernen für Graphen beschäftigt. Auch hier konnte ich wieder auf mein Vorwissen aufbauen und es war spannend dieses mit einem für mich neuen Teilbereich der Informatik zu verbinden. Nun würde ich meine Forschung eher diesen Gebieten zuordnen als der Algorithmik. Die Verbindung unterschiedlicher Bereiche der Informatik war für mich sehr bereichernd und ich hoffe, in Zukunft Einblicke in noch weitere Bereiche gewinnen zu können.

Was fasziniert Sie am Forschungsfeld Informatik?

Es ist gerade diese Vielseitigkeit, die die Informatik für mich so spannend macht. Einerseits fasziniert mich die Theorie, mit der sich Probleme und Algorithmen analysieren und einordnen lassen. Andererseits hat die Informatik unzählige praktische Anwendungen und findet zunehmend Einzug in den Alltag und hat einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft. Dieses Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis reizt mich.

Was ist Ihr Forschungsgebiet und was unterscheidet es von anderen Gebieten im Bereich?

In meiner Forschung beschäftige ich mich mit Algorithmen für Graphen und ihren strukturellen Eigenschaften. Dies ist eher theoretisch, hat aber große Bedeutung für die Entwicklung maschineller Lernverfahren für Graphen und damit einen Einfluss auf zahlreiche Anwendungen. Beispielsweise lassen sich Moleküle durch Graphen repräsentieren und Lernverfahren für Graphen spielen eine wichtige Rolle in der Wirkstoffforschung. Genau damit wird sich meine Vienna Research Group beschäftigen. Dazu ist natürlich ein enger Kontakt zur Pharmazeutischen Chemie notwendig und die Universität Wien bietet hier hervorragende Möglichkeiten für die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Wo sehen Sie den Zusammenhang zwischen Ihrer Forschung und dem Alltagsleben?

Die Wirkstoffforschung hat natürlich unmittelbaren Einfluss auf den Alltag wie die aktuelle Corona- Pandemie zur Zeit leider sehr deutlich macht. Ich möchte Methoden entwickeln, die besonders in der frühen Phase der Wirkstofffentwicklung eingesetzt werden. Langfristig haben datengetriebene Methoden hier ein unglaubliches Potential. Die Analyse und Verknüpfung heterogener Daten aus der Chemie, Pharmazie und Bioinformatik kann helfen den Wirkstofffentwicklung zu beschleunigen, die Erfolgschancen zu erhöhen und Kosten drastisch zu reduzieren. Darüber hinaus werden neue Therapien mögliche, z.B. in der Personalisierten Medizin. Generell haben Methoden zur Analyse von Graphen und Netzwerken viele weitere Anwendungen. Beispielsweise interessieren mich auch Verbreitungsprozesse in Netzwerken wie z.B. Epidemien in Kontaktnetzwerken oder Informationen und Fake News in sozialen Netzwerken.

Was sind die drei wichtigsten Zutaten für ein erfolgreiches Forschungsprojekt?

Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn Theorie, Umsetzung und die praktische Anwendung in einem Forschungsprojekt eng verknüpft sind.

Warum sind Ihrer Meinung nach immer noch so wenige Frauen in der Informatik tätig?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die spannenden Probleme, mit denen sich die Informatik beschäftigt, für Frauen weniger interessant sind. Ich denke eher, dass angehende Studierende ein falsches oder unvollständiges Bild von dem Studienfach haben. Tendenziell scheinen sich eher Menschen für die Informatik zu entscheiden, die gerne und viel Zeit vor dem Computer verbringen. Das ist allerdings weder eine Voraussetzung noch eine Qualifikation für das Studium der Informatik, trägt aber möglicherweise zu einem Image bei, das Frauen eher abschreckt.

Ihr Rat an die heutigen Studienanfänger?

Es wird immer Themen im Studium geben, von denen man glaubt, dass sie einem nicht liegen oder zu deren genauem Verständnis die Voraussetzungen fehlen. Ich kann nur empfehlen, sich trotzdem darauf einzulassen und daran zu arbeiten bis man sie im Detail verstanden hat. Das kostet zwar viel Zeit und Mühe, bereitet dafür am Ende aber umso mehr Freude, wenn man es geschafft hat – und der Erfolg im Studium kommt dann dadurch ganz von allein.

 

Nils Kriege verstärkt unsere Fakultät mit der neugeschaffenen Tenure Track-Professur "Algorithmische Datenwissenschaft für die computergestützte Arzneimittelentdeckung".