Masterprüfung mit Defensio_Persely Martina

02.04.2019 18:00 - 19:30

"Shitstorms - die virtuellen Pranger und Brandbeschleuniger des 21. Jahrhunderts"

Das Internet ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Das zusätzliche Aufkommen von Social Media eröffnete den Menschen neue Wege der Kommunikation: Fotos, Texte und Videos können in Sekundenschnelle weltweit ausgetauscht, verbreitet und/oder veröffentlicht werden. Viele Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens setzen Social Media ein, um mit ihren Kunden oder Fans zu kommunizieren und sich als Marke virtuell zu präsentieren. In den meisten Fällen ist diese Vorgehensweise erfolgreich. Wie der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry jedoch bereits feststellte: „Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse.“ Dieses Zitat spiegelt einen der Hauptgründe für sogenannte Shitstorms wieder: Das geschriebene Wort bietet viel Spielraum für (Miss-)Interpretationen, durch die sich Emotionen hochschaukeln können, von denen Empörungsstürme leben. Wie genau wird jedoch ein Shitstorm definiert? Eine eindeutige Begriffsbestimmung existiert zwar nicht, jedoch umrissen soll sich das Phänomen vorerst mit den Worten des Autoren Andreas Naber darstellen: „Dieser Anglizismus beschreibt Entrüstungsphänomene im Social Web, wodurch eine unternehmensschädigende Meinungsbildung so schnell entsteht, dass man sie als eine Art Sturm betrachten kann, in welchem das betroffene Unternehmen in der Form einer kritischen Entrüstung mit äußerst unangenehmen Äußerungen (shit) sowohl sachlicher als auch unsachlicher Natur konfrontiert ist.“

Das Wort Shitstorm existiert in etwa seit dem Jahr 2009. Zurzeit sind bei Betrachtung der Praxis noch keine Grenzen gezogen, die aufzeigen, wo solch ein Empörungssturm „anfängt“ bzw.„aufhört“. Ziel eines solchen ist es meist, auf Fehltritte hinzuweisen oder sich über diese zu beschweren.Wollte sich früher jemand Luft machen, so kontaktierte die Person die Servicehotline; ohne meist jedoch Aufmerksamkeit zu erhalten. Bei einem Shitstorm sind die Kritiken meist öffentlich sichtbar (z.B. Pinnwand auf Facebook). Jeder Nutzer kann seine Meinung dazu äußern und sowohl diese als auch die Reaktion der Firma in Echtzeit verfolgen.4 Das Jahr 2012 wurde als das „Jahr des Shitstorms“ bezeichnet. Ursachen dieser Stürme waren jedoch nicht grobe Fauxpas oder moralische Fehltritte. Um die Massen gegen sich zu verschwören, reichten bereits Nichtigkeiten wie die Preiserhöhung eines Burgers um 39 Cent - so geschehen bei der Fast-Food-Kette McDonalds. Ein weiteres Opfer war die Bank INGDiBa. In ihrem Werbespot erhielt der deutsche Basketballspieler Dirk Nowitzki eine Wurst als Geschenk einer Metzgerei überreicht, wogegen Veganer und Vegetarier protestierten. Der Sommer 2012 erweckte den Anschein, es könne jedes Unternehmen ohne viel Zutun Ziel solch eines Empörungssturmes werden. Das verheerende Problem für Unternehmen ist die Tatsache, dass sie Shitstorms kaum kontrollieren können und sich diese meist mit sehr hoher Geschwindigkeit viral verbreiten. Eine weitere Problematik: „Durch die dauerhafte Speicherung der Daten werden Shitstorms zu einem unkalkulierbar hohen Risiko für Unternehmen, deren Reputation und monetärer Erfolg erheblich beschädigt werden können.“ Trotz zahlreicher Verhaltenstipps im Falle eines Empörungssturms ist zu bedenken, dass jeder einzigartig ist, was es wiederum unmöglich macht, eine standardisierte Vorgehensweise festzulegen, die immer greift. Auf Grund dessen ist es für Betroffene essenziell, Personen mit einschlägigem kommunikativen Know-how zu engagieren die im Fall des Falles auf die Situation (richtig) reagieren können. Viele Menschen verstecken sich bei ihren (negativen) Äußerungen häufig in der vermeintlichen Anonymität des Internets; aber ist das Internet wirklich ein rechtsfreier Raum? Wie sollten sich Einzelpersonen bzw. Unternehmen, die Opfer eines Shitstorms werden, verhalten? Warten, bis der Sturm vorbei ist oder aktiv dagegen vorgehen?

Diese Masterarbeit soll folgende Forschungsfragen beantworten: 1) Welche Anlässe können einen Shitstorm entflammen? 2) Welche Strategien können vom Adressaten eines Empörungssturms verfolgt werden? 3) Mit welchen möglichen Konsequenzen haben Adressaten von Empörungsstürmen zu rechnen? 4) Welche österreichischen Gesetze können im Zuge eines Shitstorms verletzt und in weiterer Folge übertreten werden?

Organiser:

SPL 5

Location:

Besprechungsraum 4.34

Währinger Straße 29
1090 Wien